Steinbruch Bötzingen

Keiner von uns kann durch die Regio kutschieren, sei es per Bahn, sei es per Kraftfahrzeug, ohne sich dabei auf einem Schotterbett in der Tiefe des Verkehrswegs zu bewegen. Vor vielen Jahrzehnten war der Lieferant dieses Schotters fast ausschließlich der Steinbruch in Bötzingen. Inzwischen hat man erkannt, dass das 16 Millionen Jahre alte Vulkangestein namens Phonolith zu wertvoll nur als traditionelles Schüttgut für den Verkehrswegebau ist. In einem High-Tech-Betrieb veredelt heute die Firma Mineralstoffwerke Hauri das seltene Material unter Beimischung von geeigneten Gesteinen aus anderen Gegenden. So entstehen Produkte, die die Land- und Forstwirtschaft anwendet, die in der Bauindustrie die Materialeigenschaften von Beton oder Asphalt verbessert, die in der Glasindustrie, Umwelttechnik, ja sogar im Gesundheits- und Kosmetikbereich als Vulkanit-Fango Einzug gefunden haben.

Unter Leitung des Betriebsgeologen steigen wir in die Tiefe des ausgeräumten Steinbruchs hinab und erfahren allerlei über die geologischen Schichten der letzten Jahrmillionen. Wir kommen an den Spezialfahrzeugen und Sondermaschinen vorbei, die erst in der Nähe ihr wahres Ausmaß zeigen. Gesteinsmühlen, meist aus eigener Fertigung, zerkleinern das Material teils mechanisch in jede gewünschte Korngröße, teils thermisch zu einer Feinheit, dass die Staubpartikel in der Luft fast nicht mehr zu Boden sinken.

Wir hören von der Problematik der unvermeidbaren Landschaftsveränderung, die einerseits für gewisse Tiere und Pflanzen den Lebensraum beschneidet, andererseits für völlig unerwartete Arten neue Lebensräume der besonderen Flora und Fauna des Kaiserstuhls schafft. Man müht sich im ständigen Kontakt mit den Umweltbehörden eine Balance zwischen Natur und Technik zu finden.

Im Anschluss besuchen wir die Pestkapelle St. Alban von 1473 im Ortsteil Oberschaffhausen, deren spätgotischer, kunstgeschichtlich wertvoller Freskenzyklus erst 1966 bei einer gründlichen Sanierung wieder von den Übermalungen befreit wurde. Das in der Regio unvergleichliche Kleinod wird uns vom letzten hochbetagten Mitarbeiter aus der Sanierungszeit mit einem erstaunlichen Wissen nahegebracht. Die restaurierten Fresken sind von einer ganz unerwarteten Lebendigkeit in Inhalt, Form und Farbe, und man muss der Restaurierung mit nur einem leitenden Restaurator, aber mit schier unendlicher Bürgerbeteiligung größten Respekt zollen.

Wie üblich findet unser FotoTreff im Café sein heiteres und gemütliches Ende.

Text:  Wolfgang Kullmer                                                                                                                                                                                                   Bilder:  Dusan Minarik, Georg Stratmann, Angelika Weisser

 


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